Studien ab 1997
Elternbefragung zum Thema"Impfen im Kindesalter
Projekttitel
Wissen, Einstellung und Verhalten von Eltern zum Thema Impfen im Kindesalter, 2011
Ziele
Untersuchung des Wissenstandes, der Einstellungsparameter und des Verhaltens im Hinblick auf Impfungen im Kindesalter, sowie der Einflussfaktoren auf das Impfverhalten und der Informationsbedürfnisse und -gewohnheiten der Eltern zum Thema Impfen
Verfahren der Datenerhebung
Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Auswahlverfahren
Mehrstufige Zufallsstichprobe auf Basis des ADM-Telefonstichproben-Systems
Ausschöpfung: 58,2 %
Stichprobengröße: 3.002 Fälle
Befragungszeitraum
8. Oktober bis 25. November 2010
Stichprobenziehung und Datenerhebung
Forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Dortmund/Berlin
Konzeptentwicklung, Analyse und Berichterstattung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Referat 1-11
Anna Gaczkowska, Ursula Münstermann, Birte Kirschbaum
Peter Lang
Referat 2-25
Volker Stander, Jürgen Töppich
Ziel der vorliegenden, bundesweiten Untersuchung war es, das Wissen, die Einstellung und das Impfverhalten der Eltern von Kindern im Alter von 0-13 Jahren zu Impfungen im Kindesalter zu untersuchen. Zudem sollten auch Impfhindernisse und mögliche Vorbehalte der Eltern gegenüber dem Impfen identifiziert werden. Ein weiteres Ziel der Befragung bestand darin, den Informationsbedarf und die Informationskanäle der Eltern zum Thema Impfen zu ermitteln, um die Zielgruppe künftig mit Interventionsmaßnahmen besser erreichen zu können.
Nahezu alle befragten Eltern (95 Prozent) bewerten es als richtig, wenn offizielle Impfempfehlungen ausgesprochen werden. Allerdings glauben weniger als Dreiviertel (72 Prozent) der Eltern, dass die Empfehlungen tatsächlich alle derzeit verfügbaren medizinischen Erkenntnisse berücksichtigen.
Die überwiegende Mehrheit der Eltern (64 Prozent) ist dem Impfen gegenüber positiv eingestellt. 35 Prozent der Eltern lehnten aufgrund von Vorbehalten einzelne Impfungen bereits ab („impfskeptische Einstellung“). Nur ca.1 Prozent der befragten Eltern gibt an, Impfungen grundsätzlich abzulehnen.
Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Eltern mit Vorbehalten gegenüber dem Impfen nennen als Grund für die Ablehnung einer Impfung, sie sei unnötig. Die Befürchtung einer zu starken körperlichen Belastung ihres Kindes (42 Prozent), die Angst vor möglichen Nebenwirkungen (40 Prozent) oder das Abraten durch den Arzt (41 Prozent) oder die Hebamme (6 Prozent) sind weitere Ablehnungsgründe.
Unabhängig von der Einstellung zum Impfen nennen 60 Prozent aller befragten Eltern als häufigstes Motiv für die Ablehnung einzelner Impfungen den angegriffenen Gesundheitszustand ihres Kindes bzw. Infekte zum Impfzeitpunkt.
Insgesamt befürchten etwas mehr als die Hälfte aller Eltern leichte Nebenwirkungen, 14 Prozent schwere Nebenwirkungen nach Impfungen und 6 Prozent sind der Ansicht, dass bleibende Impfschäden als Folge von Schutzimpfungen auftreten können.
Die Befürchtung, dass Impfungen möglicherweise ursächlich zur Allergieentstehung beitragen, findet sich bei 21 Prozent der Befragten.
Die Analyse der Risikobewertung von Infektionskrankheiten zeigt, dass insbesondere Keuchhusten, Masern, Mumps und Röteln sowie Windpocken seltener als risikoreich eingeschätzt werden. Demgegenüber werden Tetanus, Diphtherie und Kinderlähmung von den Eltern als Krankheiten mit höherem Risiko eingeschätzt. Diese hohe Risikobewertung geht einher mit höheren Impfquoten: Tetanus (94 Prozent), Polio (91 Prozent) und Diphtherie (89 Prozent). Bei diesen Krankheiten zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Eltern mit unterschiedlicher Einstellung zum Impfen.
Für alle anderen erfragten, impfpräventablen Erkrankungen liegen die Impfquoten bei Kindern, deren Eltern Impfvorbehalte haben, jedoch zwischen 6 Prozent und 14 Prozent niedriger als bei Eltern ohne Vorbehalte gegenüber dem Impfen.
91 Prozent der Eltern fühlen sich sehr gut (30 Prozent) oder gut (61 Prozent) über Kinderimpfungen informiert. 8 Prozent bezeichnen ihren Informationsstand als eher schlecht.
Darüber hinaus belegen die Ergebnisse eindrücklich die zentrale Rolle der Ärzteschaft als Ansprechpartner der Eltern zum Thema Impfen. Nahezu alle Eltern (99 Prozent) haben eine feste Arztpraxis, die sie zur Behandlung ihres Kindes aufsuchen, die bei der Mehrheit (80 Prozent) eine Kinderarztpraxis ist. 93 Prozent der Kinder aller Altersstufen werden mindestens einmal im Jahr bei einem Arzt vorgestellt.
Die Hauptinformationsquelle der Eltern zum Thema Impfen sind derzeit Ärztinnen und Ärzte (93 Prozent). Als weitere Informationsquellen folgen Printmedien wie Informationsbroschüren und Flyer (63 Prozent), Gespräche mit anderen Eltern (41 Prozent) oder mit einer medizinischen Fachkraft (40 Prozent). Nur 26 Prozent geben bisher das Internet als Informationsquelle an. Als zukünftig gewünschte Informationsquelle findet die mit Abstand größte Zustimmung durch nahezu alle Eltern (98 Prozent) ebenfalls das persönliche Gespräch mit dem Arzt.
Die weitere Impfaufklärung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wird sich verstärkt an die Zielgruppe der Eltern richten, die Vorbehalte gegenüber dem Impfen haben. Die aktuellen Ergebnisse der Elternbefragung unterstreichen die Schlüsselrolle der impfenden Ärzte bei der Impfaufklärung. Die Unterstützung der Ärzte als Multiplikatoren vor Ort durch spezifische Medienpakete und Arbeitshilfen soll daher künftig weiter ausgebaut werden.