Studien ab 1997
Kosten und Effekte von Maßnahmen zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit. Das Beispiel "Förderung des Bewegungsverhaltens bei Kindern und Jugendlichen"
Abschlussbericht: Erfahrungen zur Kostenerhebung bei Präventionsprojekten
Projekttitel
Kosten und Effekte von Maßnahmen zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit. Das Beispiel "Förderung des Bewegungsverhaltens bei Kindern und Jugendlichen"
Ziele
An der Wichtigkeit von Maßnahmen zur Förderung des Bewegungsverhaltens bei Kindern und Jugendlichen besteht kein Zweifel. Es wird auch allgemein akzeptiert, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen aus den unteren sozialen Statusgruppen durch die Maßnahmen zur Förderung körperlicher, sportlicher Aktivität erreicht werden sollten. Die Frage, welche Effekte mit einer Maßnahme erreicht werden konnten, und welche Kosten damit verbunden waren, lässt sich bisher jedoch kaum beantworten. Für die Planung weiterer Maßnahmen wären diese Informationen jedoch sehr wichtig. Besonders wenig ist bisher über die Kosten dieser Maßnahmen bekannt. Das Projekt hat sich daher vor allem auf die Frage konzentriert, wie die Kosten erhoben werden können. Da es sich häufig um relativ kleine Maßnahmen mit sehr beschränkten finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen handelt, sollte ein kurzes, einfaches Kosten-Modul entwickelt werden.
Untersuchungsmethodik
Zunächst wurde ein Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu diesem Thema erstellt. Die Suche in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken hat vor allem gezeigt: (a) Zur Frage, wie kosten-effektiv die Maßnahmen zur Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen sind, lassen sich nur sehr wenige empirische Studien finden. (b) Aus Deutschland liegt dazu bisher erst eine einzige empirische Studie vor. (c) Von den vorhandenen Studien bezieht sich keine direkt auf die Gruppe der sozial Benachteiligten. (d) In den Studien werden sehr unterschiedliche Methoden zur Erfassung der Kosten und Effekte verwendet.
Anschließend wurde ein möglichst praxistaugliches Modul zur Erfassung der wesentlichen Kostenkomponenten erstellt. Der erste Pretest dieses Moduls hat gezeigt, dass bei den Akteuren zumeist nur ein sehr eingeschränktes Kostenverständnis vorhanden ist, und dass dieses Verständnis häufig von der rein ökonomischen Sicht abweicht. Um eine verbesserte Dokumentation der Kosten zu ermöglichen, wurde das Kosten-Modul daher im nächsten Schritt weiterentwickelt.
Danach ist das Modul erneut getestet worden, vor allem mithilfe von detaillierten Kostendaten aus dem Projekt ´JuvenTUM - Grundschulkinder als Gesundheitsexperten´. Dabei wurde deutlich, dass die Kosten mit dem von uns zur Verfügung gestellten Modul relativ gut eingeordnet und im Nachhinein entsprechend ausgewertet werden konnten. Zur Verfügung standen auch Ergebnisse aus einer kleinen Befragung weiterer Akteure.
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse wurde das Kosten-Modul noch einmal etwas überarbeitet. Es bietet jetzt eine relativ praxisnahe Möglichkeit zur Dokumentation von Programmkosten, und es kann je nach Bedarf ausgewertet und erweitert werden.
Durchführungszeitraum
März 2011 - Juni 2014
Konzeptentwicklung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln
Dr. Frank Lehmann
Helmholtz Zentrum München
Dr. Andreas Mielck
Durchführung, Analyse und Berichterstattung
Katharina Korber, Dipl.-Kffr., MBR
Silke Wolfenstetter, Dr. oec. publ., Dipl.-Kffr, MBR
Andreas Mielck, Dr. phil., M.P.H.
Helmholtz Zentrum München,
Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen
Postfach 1129, 85758 Neuherberg
1) Literaturüberblick (Erster Zwischenbericht)
An der Wichtigkeit der Zielsetzung ´Förderung des Bewegungsverhaltens bei Kindern und Jugendlichen´ besteht wenig Zweifel. Es wird auch allgemein akzeptiert, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen aus den unteren sozialen Statusgruppen durch Maßnahmen zur Förderung körperlicher, sportlicher Aktivität erreicht werden sollten. Auch in Deutschland mangelt es nicht an Maßnahmen, mit denen diese Zielsetzung erreicht werden soll.
Die Frage, welche Effekte mit einer Maßnahme erreicht werden konnten, und welche Kosten damit verbunden waren, lässt sich bisher jedoch kaum beantworten. Für die Planung weiterer Maßnahmen wären diese Informationen aber sehr wichtig. Wenn ein bestimmter Betrag zur Bewegungsförderung bei sozial benachteiligten Kindern zur Verfügung steht, dann sollten vor allem die besonders effektiven Maßnahmen ausgewählt werden. Die Frage lautet also, warum kaum Informationen über Effekte und Kosten vorliegen. Ein Grund ist, dass es bei vielen Maßnahmen (im Rahmen der zumeist sehr knappen finanziellen Budgets und zeitlichen Ressourcen) kaum möglich sein dürfte, eine aufwändige Messung von Effekten und Kosten durchzuführen. Ein anderer Grund ist aber auch, dass wir bisher sehr wenig darüber wissen, wie die KostenEffektivität derartiger Maßnahmen überhaupt erhoben werden könnte. Hier setzte der erste Zwischenbericht an, d.h. er sollte einen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu diesem Thema geben.
Die Suche in verschiedenen wissenschaftlichen Datenbanken und in anderen Quellen hat vor allem gezeigt: (a) Zur Frage, wie kosteneffektiv die Maßnahmen zur Bewegungsförderung bei Kindern und Jugendlichen sind, lassen sich nur sehr wenige empirische Studien finden. (b) Aus Deutschland liegt u.W. dazu bisher erst eine empirische Studie vor (siehe Update des Literaturreviews im Abschlussbericht). (c) Von den vorhandenen Studien bezieht sich keine direkt auf die Gruppe der sozial Benachteiligten. (d) In den Studien werden sehr unterschiedliche Methoden zur Erfassung der Kosten und Effekte verwendet.
Als Fazit lässt sich ableiten: Auch wenn die Studien, die in anderen Staaten durchgeführt wurden, inhaltlich nicht direkt auf Deutschland übertragbar sind: methodisch können wir viel von diesen Studien lernen. Sie zeigen, wie sich Kosten und Effekte dieser Maßnahmen erfassen lassen.
2) Kostenerhebung bei laufenden Projekten (Zweiter Zwischenbericht)
Aufbauend auf den Ergebnissen aus dem Literaturreview im ersten Zwischenbericht wurde ein möglichst praxistaugliches Modul zur Erfassung der wesentlichen Kostenkomponenten erstellt und zunächst einem Pretest unterzogen. Der Pretest des Moduls hat gezeigt, dass zum einen die Gewinnung von Projekten für eine Teilnahme sehr zeitintensiv und schwierig ist, zum anderen aber auch, dass gerade bei den durchführenden Akteuren das Kostenverständnis von der ökonomischen Sicht zum Teil abweicht und hier Erklärungsbedarf für eine verbesserte Dokumentation besteht. Grundsätzlich scheint dieses Modul jedoch nach entsprechenden Weiterentwicklungen eine Möglichkeit zu bieten, die Kosten von Präventionsund Gesundheitsförderungsmaßnahmen auch im laufenden Betrieb zu dokumentieren.
Im dritten Teil des Projektes ging es vor allem um die entsprechende Weiterentwicklung und weitere Testung des Moduls.
3) Erfahrungen zur Kostenerhebung bei Präventionsprojekten (Zusammenfassung des Abschlussberichtes)
Auch beim Update der Literaturrecherche hat sich gezeigt, dass die betrachtete Thematik zunehmend im Fokus des Interesses steht und auch Analysen zur Kosteneffektivität häufiger durchgeführt werden. Trotzdem besteht in diesem Bereich auch weiterhin noch großer Forschungsbedarf.
Hinsichtlich der Kostenerhebung bei laufenden Präventionsprojekten konnten detaillierte Kostendaten für das Projekt ´JuvenTUM Grundschulkinder als Gesundheitsexperten´ erhoben und analysiert werden. Hier hat sich gezeigt, dass die Kosten mit dem von uns zur Verfügung gestellten Modul relativ gut eingeordnet und im Nachhinein entsprechend ausgewertet werden konnten. Für die Durchführung dieses Projektes wären anhand unserer Beispielberechnung (unter Berücksichtigung der ortsüblichen Löhne und Mieten) rund 50 € ( bzw. 57 €, je nach Perspektive) je erreichtem Teilnehmer an den Interventionsschulen für das gesamte Schuljahr angefallen. Mit Hilfe des Moduls können diese Werte je nach zugrunde liegenden Kosten für Löhne/Mieten entsprechend auf andere Anwendungsbereiche übertragen werden.
Zusätzlich zur beispielhaften Erhebung der Kosten für das Projekt JuvenTUM wurden zum Modul - sowie zum zugehörigen Fragebogen und zur Anleitung - auch die entsprechenden Ansprechpartner aus den Projekten ´JuvenTUM´, ´BAERchen´ und ´Komm mit in das gesunde Boot´ als Experten befragt und um ein Feedback zu möglichen Verbesserungen gebeten. Als Fazit aus der Expertenbefragung lässt sich ziehen, dass das Modul soweit gut einsetzbar ist, einige Einzelaspekte jedoch noch etwas detaillierter erklärt werden sollten. Dieses Feedback wurde von uns entsprechend umgesetzt, so dass nun mit der überarbeiteten Version des Moduls eine relativ praxisnahe Möglichkeit zur Dokumentation von Programmkosten zur Verfügung gestellt werden kann, welche je nach Bedarf ausgewertet und erweitert werden könnte.