Studien ab 1997
AIDS im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2011
Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor AIDS
Eine Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Ziele
Langfristig angelegte Untersuchung von Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit HIV und AIDS sowie der Veränderungen des Informations- und Kommunikationsverhaltens
Untersuchungsmethodik
Jährliche Repräsentativbefragungen bei der über 16-jährigen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1987, seit 1994 einschließlich der neuen Bundesländer
Verfahren der Datenerhebung
Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Stichprobengröße
n ungewichtet | % ungewichtet | % gewichtet | |
Insgesamt | 7.001 | 100 | 100 |
- Westdeutschland | 6.109 | 87 | 84 |
- Ostdeutschland | 892 | 13 | 16 |
- Männer | 3.101 | 44 | 49 |
- Frauen | 3.900 | 56 | 51 |
Alleinlebende unter 45 Jahre | 3.287 | 47 | 20 |
- Männer | 1.676 | 51 | 55 |
- Frauen | 1.611 | 49 | 45 |
16- bis 20-Jährige | 2.003 | 29 | 7 |
Migrationshintergrund | 1.052 | 16 | 12 |
Befragungszeitraum
Oktober 2011 bis Dezember 2011
Datenerhebung
forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Berlin/Dortmund
Konzeptentwicklung, Analyse, Berichterstattung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln,
Referat 2-25, Dr. Ursula von Rüden und Jürgen Töppich
HIV und AIDS wird nur noch von einem kleineren Teil der Bevölkerung als eine der gefährlichsten Krankheit wahrgenommen. Im Jahr 2011 sind es noch 13 Prozent (1987: 65 Prozent). An der Spitze der gefährlichsten Krankheiten stehen für die Bevölkerung 2011 Krebs (60 Prozent) und Herz-Kreiskauferkrankungen (38 Prozent).
Dennoch nehmen große Teile der Bevölkerung die HIV/AIDS-Aufklärungsmedien weiterhin wahr. Im kurzen Zeitraum der letzten drei Monate vor der Befragung wurden 71 Prozent der Gesamtbevölkerung im Jahr 2011 mit mindestens einem Aufklärungsmedium (Kino- TV-, und Radiospots, Plakate, Broschüren, Anzeigen, Informationsveranstaltungen und Internet) erreicht. Allerdings liegen die Gesamtreichweiten der Medien zur HIV/AIDS-Aufklärung seit 2009 auf einem etwas geringeren Niveau als im Jahrzehnt zuvor.
Die Einstellungen in der Bevölkerung zu Menschen mit HIV und AIDS sind weiterhin stabil geblieben. Auch 2011 lehnen 95 Prozent der Allgemeinbevölkerung die Isolierung von AIDS-Kranken ab.
Die Bereitschaft zur Verwendung von Kondomen zum Schutz vor HIV, nahm im Verlauf der letzten 25 Jahre immer weiter zu. Jugendliche, die bereits Geschlechtsverkehr hatten, verfügen im Jahr 2011 zu 83 Prozent über Kondome. Der Anteil Alleinlebender 16- bis 44-Jähriger (die im Vergleich mit der Gesamtbevölkerung häufigere Partnerwechsel und spontane Sexualkontakte mit Unbekannten haben), die mindestens gelegentlich Kondome nutzen, stieg seit 2004 von 69 Prozent auf 80 Prozent in den Jahren 2010 und 2011. Der Anteil derjenigen, die in wechselnden Partnerschaften (mehrere Partner oder Partnerinnen in den vergangen 12 Monaten vor der Befragung) immer Kondome verwenden, hat sich seit dem Beginn der Befragung vervierfacht Er liegt im Jahr 2011 bei fast der Hälfte (49 Prozent); 1988 waren es 12 Prozent. Bei spontanen Sexualkontakten mit unbekannten Partnern oder Partnerinnen verwendeten 2011 zwei Drittel (69 Prozent) der 16- bis 44-Jährigen konsequent Kondome. Hier setzt sich seit 2006 ein positiver Trend fort. Die Entwicklung der Kondomverwendung lässt sich auch an den Kondomabsatz-Zahlen, die das Informations-zentrum der Deutschen Latexforschung veröffentlicht, ablesen. Im Jahr 2011 liegt der Absatz bei der Rekordmarke von 221 Millionen Kondomen.
Die Wahrnehmung anderer sexuell übertragbarer Infektionen (STI) und die Informiertheit über STI sind weitere Untersuchungsschwerpunkte. Bei der ohne Vorgabe von Antwort-möglichkeiten gestellten Frage, welche sexuell übertragbaren Infektionen bekannt sind, nennen etwas weniger als die Hälfte der über 16-jährigen Bevölkerung im Jahr 2011 Syphilis (48 Prozent) und Gonorrhöe (47 Prozent). Wesentlich seltener werden Hepatitis, Pilzerkrankungen, Herpes, Chlamydien, Kondylome und Trichomoniasis angegeben. Es wird deutlich, dass sich die ungestützt abgefragte Bekanntheit einzelner STI innerhalb der letzten 15 Jahre in der Gesamtbevölkerung nicht erhöht hat.
Gestützt befragt haben von Syphilis, Gonorrhöe, Hepatitis und Herpes fast alle Männer und Frauen etwas gehört. Allerdings wissen über Herpes nur 72 Prozent und über Hepatitis weniger als zwei Drittel, dass es sich hierbei um sexuell übertragbare Infektionen handelt. Aktuell äußern 37 Prozent der Frauen und 32 Prozent der Männer zwischen 16 und 65 Jahren Interesse an mehr Information zu STI.