Studien ab 1997
AIDS im öffentlichen Bewusstsein der Bundesrepublik Deutschland 2014
Wissen, Einstellungen und Verhalten zum Schutz vor HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI)
Eine Wiederholungsbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Kurzbericht Juni 2015
Ziele
Langfristig angelegte Untersuchung von Wissen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) sowie der Veränderungen des Informations- und Kommunikationsverhaltens
Untersuchungsmethodik
Jährliche Repräsentativbefragungen bei der über 16-jährigen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1987, seit 1994 einschließlich der neuen Bundesländer
Verfahren der Datenerhebung
Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Auswahlverfahren
Mehrstufige Zufallsstichprobe (nach ADM-Telefonstichproben-System, Zufallsauswahl von Personen im Haushalt); altersmäßig disproportional geschichteter Stichprobenplan (16- bis 44-Jährige: 6.009 Fälle)
Stichprobengröße
n ungewichtet | % ungewichtet | % gewichtet | |
Insgesamt | 7.002 | 100 | 100 |
- Westdeutschland | 6.062 | 87 | 84 |
- Ostdeutschland | 940 | 13 | 16 |
- Männer | 3.227 | 46 | 49 |
- Frauen | 3.775 | 54 | 51 |
Alleinlebende unter 45 Jahre | 3.306 | 47 | 20 |
- Männer | 1.788 | 55 | 23 |
- Frauen | 1.518 | 40 | 17 |
16- bis 20-Jährige | 2.000 | 29 | 7 |
Migrationshintergrund | 1.239 | 18 | 15 |
Befragungszeitraum
Oktober 2014 bis Dezember 2014
Datenerhebung
forsa. Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, Berlin/Dortmund
Konzeptentwicklung, Analyse, Berichterstattung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln,
Referat 2-25, Dr. Ursula von Rüden und Jürgen Töppich
Die Wahrnehmung von AIDS als eine der gefährlichsten Krankheiten nahm kontinuierlich ab. Die verbesserte Behandelbarkeit von HIV, das nachlassende Medieninteresse, die zunehmende Informiertheit sowie das immer bessere Schutzverhalten in der Bevölkerung sind Voraussetzungen dafür, dass HIV für die große Mehrheit der Bevölkerung ein geringes Gefahrenpotenzial darstellt. Im Jahr 2014 halten noch 8 % der Bevölkerung AIDS für eine der gefährlichsten Krankheiten.
Dass sich trotz der stark gesunkenen Bedrohungswahrnehmung durch HIV die Erreichbarkeit der Bevölkerung mit Informationen zum Thema HIV/AIDS in den letzten Jahren immerhin stabilisiert hat, zeigt dass die Thematik zwar seinen Schrecken aber nicht unbedingt seine Bedeutung verloren hat. Im Jahr 2014 haben 35% der Allgemeinbevölkerung im relativ engen Zeitraum der letzten Wochen HIV/AIDS-Aufklärungsmedien als Informationsquelle aufbereitete genutzt. Redaktionelle Beiträge der Massenmedien zu HIV und AIDS haben 33% gesehen, gehört oder gelesen.
Die häufigsten Kommunikationskanäle für Informationen zu STI sind das Internet, das Fernsehen und Zeitungen/Illustrierte. Im Jahr 2014 haben auf den Zeitraum der letzten 12 Monate bezogen etwa ein Viertel der Bevölkerung auf diesen Wegen Informationen über STI erhalten. 22 % der Befragten geben an, sich beim Arzt zur Thematik informiert zu haben.
Die Reichweiten einzelner HIV/STI Aufklärungsmedien wie z.B. von Broschüren und TV-Spots sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Durch eine verstärkte Impulsdichte im Bereich der „Neuen Medien“ konnte dieser Rückgang ausgeglichen werden, so dass 2014 immer noch 68 % der Gesamtbevölkerung im Verlauf des aktuellen Zeitraums der letzten drei Monate vor der Befragung mindestens ein Aufklärungsmedium der HIV/STI-Präventionskampagne „Gib Aids keine Chance“ wahrgenommen haben.
Das Interesse am Thema HIV/AIDS ist insbesondere bei der nachwachsenden Generation, den 16- bis 20-jährigen Jugendlichen, weiterhin hoch. 2014 äußern 82 % Interesse zum Schutz vor HIV/AIDS. Das Interesse dieser jungen Bevölkerungsgruppe an Informationen zu STI ist geringer ausgeprägt (62 %).
Die Bekanntheit einzelner STI (offene Abfrage, welche STI bekannt sind) wie Syphilis (47%) und Gonorrhoe/Tripper (46 %) veränderte sich seit 1996 unwesentlich. Hepatitis (13 %), Herpes (10 %) und Chlamydien (10 %) werden deutlich seltener genannt. Kondylome und Trichomoniasis werden noch seltener angegeben (6/1 %). Bei Chlamydien gab es in den letzten Jahren leichte Zuwächse.
Das Schutzverhalten bei spontanen Sexualkontakten ist in den letzten Jahren weiter angestiegen. Im Jahr 2014 gaben zwei Drittel der Befragten (65 %) an, bei spontanen Sexualkontakten immer Kondome verwendet zu haben. 2009 lag ihr Anteil noch bei 54 %. Auch bei Sexualkontakten mit unbekannten Partnern oder Partnerinnen im Urlaub entwickelte sich die konsequente Kondomnutzung positiv. Sie liegt bei den 16- bis 44-Jährigen im Jahr 2014 bei dem Höchstwert von 84 % und in der 16- bis 65-Jährigen Allgemeinbevölkerung bei 80 %.
Die Entwicklung der Kondomverfügbarkeit und -verwendung spiegelt sich auch in den Kondomabsatz-Zahlen. Der Absatz stieg in den Jahren 2013 und 2014 auf die Rekordhöhe von 241 Millionen an.