Studien ab 1997
Begleitforschung zur Kommunikation der Corona- Schutzimpfung in Deutschland (CoSiD) - Lehrende und Erziehende
Repräsentative Zusatzbefragung von Lehrenden und Erziehenden im September und Oktober 2021
Erscheinungsdatum: März 2022
Ergebnisse (barrierefreies PDF-Dokument)
Projekttitel
Begleitforschung zur Kommunikation der Corona- Schutzimpfung in Deutschland (CoSiD), 2. Befragung: Zusatzmodul "Lehrende und Erziehende"
Ziele
Untersuchung des Wissens, der Einstellungen, der Informiertheit und des Verhaltens von Lehrenden und Erziehenden bezogen auf die Corona-Schutzimpfung
Untersuchungsmethodik
Deutschlandweite Repräsentativbefragung von Lehrenden und Erziehenden ab 18 Jahren
Verfahren der Datenerhebung
Mixed-Mode, kombinierte computergestützte telefonische Befragung (CATI) und Onlinebefragung (CAWI)
Auswahlverfahren
CATI: Telefonpanel (INFO GmbH)
CAWI: Auswahl aus aktiv rekrutierten Online-Access- Panels (Norstat und Gapfish)
Stichprobengröße
Insgesamt 400 Lehrende und 417 Erziehende, davon: 168 Lehrende und 35 Erziehende per Telefon (CATI) 232 Lehrende und 382 Erziehende online (CAWI)
Befragungszeitraum
7. September bis 8. Oktober 2021
Interviewprogrammierung, Stichprobenziehung, Datenerhebung, Gewichtung
INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung
Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln Referat Q3-Evaluation, Methoden, Forschungsdaten Dr. Carolin Muschalik, Christina Merkel, Boris Orth, Dr. Jutta Düsing und Dr. Ursula von Rüden
Im Rahmen der Begleitforschung zu den nationalen Kommunikationsmaßnahmen zur Corona- Schutzimpfung in Deutschland (CoSiD) wurden im zweiten Befragungszeitraum im September und Oktober 2021 neben der Allgemeinbevölkerung auch 400 Lehrende und 417 Erziehende (im Folgenden abgekürzt als "Lehrende und Erziehende"), mittels computergestützter telefonischer Interviews (CATI) sowie computergestützter webbasierter Online-Interviews (CAWI) befragt.
IMPFSTATUS UND -GRÜNDE VON LEHRENDEN UND ERZIEHENDEN
Im Befragungszeitraum September-Oktober 2021 waren von allen befragten Lehrenden 95 % mindestens einmal und 92 % bereits vollständig geimpft. Die Impfquote der Erziehenden fiel mit 83 % einmal Geimpften und 79 % vollständig Geimpften geringer aus und lag etwa auf dem gleichen Niveau wie in der Allgemeinbevölkerung im selben Zeitraum.
Der Hauptgrund für die Impfung war sowohl für Lehrende als auch für Erziehende der persönliche Schutz vor einer Ansteckung (71 % und 60 %). An zweiter Stelle nannten Lehrende den Schutz ihres eigenen Umfeldes (37 %) und Erziehende den Wunsch nach mehr (Bewegungs-) Freiheiten (47 %). An dritter Stelle nannten beide Berufsgruppen den Schutz der Bevölkerung (35 % und 30 %).
Ungeimpfte Lehrende und Erziehende nannten als Gründe gegen die Impfung die aus ihrer Sicht zu wenig erforschten und getesteten Impfstoffe (58 % und 51 %) sowie mögliche Nebenwirkungen (42 % und 38 %). An dritter Stelle nannte ein Viertel (25 %) der ungeimpften Lehrenden generelles Misstrauen und Skepsis gegenüber der Impfung. Ebenfalls etwa ein Viertel (27 %) der Erziehenden hielt die Wirksamkeit der Impfung für eingeschränkt und das Virus für weiterhin übertragbar.
INFORMIERTHEIT VON LEHRENDEN UND ERZIEHENDEN ZUR CORONA-SCHUTZIMPFUNG FÜR KINDER
Etwas mehr als die Hälfte (56 %) aller Lehrenden fühlte sich (sehr) gut zur Corona-Schutzimpfung für Kinder informiert, wobei Lehrende in Sekundarschulen sich häufiger (sehr) gut informiert fühlten (Haupt-/ Realschule, Gesamtschule, Orientierungsstufen: 63 %; Gymnasien: 62 %) als Lehrende in Primarschulen (Vorklassen, Schulkindergärten, Grundschule: 45 %). Erziehende fühlten sich im Vergleich zu Lehrenden schlechter informiert: Nur etwas mehr als ein Viertel (27 %) war laut eigenen Angaben (sehr) gut zur Corona-Schutzimpfung für Kinder informiert. Erziehende, die in Heimen oder Jugendzentren und damit mit älteren Kindern arbeiten, fühlten sich etwas häufiger (sehr) gut informiert (35 %) als Erziehende in Einrichtungen wie Kindergarten, Kita oder Hort (26 %).
GESPRÄCHSBEDARF DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER SOWIE DER ELTERN UND UMGANG DAMIT
Etwa ein Drittel (30 %) der Lehrenden wurde in den letzten drei Monaten (sehr) häufig von Schülerinnen und Schülern zum Thema Corona-Schutzimpfung angesprochen, wobei Lehrende mit Schülerinnen und Schüler im Alter von 12 bis 17 Jahren häufiger darauf angesprochen wurden (35 %) als Lehrende anderer Altersgruppen (bis 11 Jahre: 20 %; ab 18 Jahren: 27 %). Von den Erziehenden wurden nur 8 % von Eltern (sehr) häufig zu diesem Thema angesprochen. Erziehende von Kindern im Alter von 11 bis 17 Jahren wurden eher (sehr) häufig (13 %) angesprochen als Erziehende jüngerer Kinder (bis 3 Jahre: 7 %; 4-6 Jahre: 8 %; 7-10 Jahre: 6 %). Wurden sie zur Corona-Schutzimpfung angesprochen, dann führten Lehrende meist ein Gespräch mit Schülerinnen und Schülern (85 %). Erziehende hingegen verwiesen (60 %) auf andere Ansprechpersonen wie Kolleginnen oder Kollegen oder Ärztinnen und Ärzte und führten seltener (48 %) ein Gespräch mit den Eltern.
UNTERSTÜTZUNGSBEDARF FÜR GESPRÄCHE MIT SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN SOWIE DER ELTERN
Knapp zwei Drittel der Lehrenden (64 %) fühlten sich (sehr) gut auf ein Gespräch zum Thema Corona- Schutzimpfung vorbereitet. Bei den Erziehenden waren dies rund ein Viertel (26 %). Um besser auf ein Gespräch mit Schülerinnen und Schülern und Eltern vorbereitet zu sein, würden einem Großteil der Lehrenden und Erziehenden (64 % und 61 %) der direkte Austausch mit Experten wie Ärztinnen und Ärzten oder pädagogischen Beraterinnen und Beratern helfen. Mehr als die Hälfte wünschte sich Flyer oder Broschüren, zum Beispiel von Haus- oder Kinderärztinnen und-ärzten (59 % und 52 %) sowie Informationsangebote der Gesundheitsämter oder Landesgesundheitsämter (55 % und 61 %)
ANGEBOTE IN SCHULEN UND KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNGEN
Etwa ein Drittel (31 %) der Lehrenden berichtete, dass es an der eigenen Schule bereits Informationsangebote oder Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler zum Thema Corona- Schutzimpfung gäbe. Diese gab es häufiger an Sekundarschulen (Haupt-/Realschule, Gesamtschule, Orientierungsstufen: 35 %; Gymnasien: 41 %) als an Primarschulen, sowie für Schülerinnen und Schüler von 12 bis 17 Jahren (38 %) und noch älteren (36 %) als bei jüngeren Schülerinnen und Schülern (bis 11 Jahre: 20 %). Zudem gab es laut einem Fünftel (20 %) der Lehrenden auch für Eltern Informationsangebote oder Maßnahmen an Schulen zum Thema Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche. Auch diese waren hauptsächlich an Sekundarschulen (Haupt-/Realschule, Gesamtschule, Orientierungsstufen: 26 %; Gymnasien: 31 %) zu finden und weniger an Primarschulen (Vorklassen, Schulkindergärten, Grundschule: 14 %). In Kinderbetreuungseinrichtungen gab es deutlich weniger Informationsangebote oder Maßnahmen für Eltern als an Schulen für Kinder oder Eltern. Lediglich 8 % der Erziehenden gaben dies an. Maßnahmen und Informationsangebote gab es etwas häufiger in Heimen oder Jugendzentren (14 %) als in anderen Betreuungseinrichtungen (Kindergarten/ Kita: 6 %; Hort: 10 %).
BEDARFE FÜR ANGEBOTE IN SCHULEN UND KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNGEN
Von den Lehrenden hielten 76 % es für notwendig, dass in ihren Einrichtungen Informationen oder Maßnahmen zur Corona-Schutzimpfung angeboten werden. Bei den Erziehenden waren dies etwas mehr als die Hälfte (56 %). Zur Erweiterung der Angebote würden beide Berufsgruppen Informations- und Auslegematerial wie Plakate, Poster, Flyer oder Broschüren (68 % und 73 %) hilfreich finden. Lehrende (60 %) wünschten sich zudem Unterrichtsmaterial wie Arbeitsblätter, Audio- und Videomaterial, Bücher und externe Vorträge oder Präsentationen (42 %); Erziehende wünschten sich hingegen Informationsveranstaltungen (43 %) sowie Audio- und Videomaterial (20 %).
SCHLUSSFOLGERUNGEN
- Lehrende und Erziehende sind wichtige Ansprechpersonen für Schülerinnen und Schüler und Eltern zum Thema Corona-Schutzimpfung. Lehrende und Erziehende finden es ebenfalls notwendig, in ihren Einrichtungen über das Thema zu informieren. Daher ist es wichtig, sie als akzeptierte und motivierte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mit Informationsangeboten und Maßnahmen für ihre Einrichtungen zu unterstützen.
- Es gibt bereits Materialien zur Unterstützung dieser Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie etwa das Schulpaket oder das digitale Infopaket für Kindertageseinrichtungen der BZgA. Diese müssen noch gezielter verbreitet und flächendeckend bekannt gemacht werden. Zudem ist es wichtig zu beachten, dass Lehrende und Erziehende unterschiedliche Unterstützungsangebote benötigen – so benötigen Lehrende zum Beispiel Unterrichtsmaterial während Erziehende sich Informationsveranstaltungen wünschen. Dies sollte bei der Weiterentwicklung von Materialien, Informationsangeboten und Maßnahmen berücksichtigt werden.
- Lehrende und Erziehende wünschen sich zudem eine verstärkte Kooperation und den Austausch mit Experten wie Kinderärztinnen und -ärzten oder pädagogischen Beraterinnen und Beratern. Solche Kooperationen könnten dazu genutzt werden, um sowohl Kinder und Eltern als auch Lehrende und Erziehende besser zu informieren.