Studien ab 1997
Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2014
Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends.
Juni 2015
Berichtstitel
Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2014. Ergebnisse einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends.
Projekttitel
Alkoholsurvey 2014
Ziele
Untersuchung zum Konsum von Alkohol, von alkoholbezogenem Wissen, Einstellungen, Selbstwirksamkeit, sozialen Normen und der kommunikativen Erreichbarkeit Jugendlicher und junger Erwachsener durch Präventionsmaßnahmen zu Alkohol sowie Untersuchung zum Konsum von Tabak, E-Zigaretten, E-Shishas und Cannabis
Untersuchungsmethodik
Wiederholte deutschlandweite Repräsentativbefragung der 12- bis einschließlich 25-jährigen Bevölkerung
Verfahren der Datenerhebung
Computergestützte Telefoninterviews (CATI)
Auswahlverfahren
Kombinierte Auswahl aus den Auswahlrahmen der Festnetztelefon- und Mobiltelefonnummern (Dual-Frame-Ansatz).
Festnetz:
Mehrfach geschichtete Zufallsauswahl aus dem Infratest Telefon Mastersample (ITMS, Computergenerierte Zufallstelefonnummern, Zufallsauswahl von 12- bis 25-Jährigen im Haushalt)
Mobiltelefon:
Einfache Zufallsauswahl aus dem Infratest Telefon Mastersample (ITMS)
Ausschöpfung
40,3% (Festnetzstichprobe) und 30,2% (Mobiltelefonstichprobe)
Stichprobengröße
7.000 Befragte:
4.899 per Festnetz (70%) und 2.101 per Mobiltelefon (30%)
Befragungszeitraum
6. Mai bis 12. August 2014
Interviewprogrammierung, Stichprobenbeziehung, Datenerhebung , Gewichtung
KantarHealth GmbH
Studienplanung, Datenanalyse und Berichterstattung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln
Referat 2-25
Boris Orth und Jürgen Töppich
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht in regelmäßigen Abständen den Alkoholkonsum der 12- bis 25-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Neben der Beschreibung der aktuellen Situation können - aufbauend auf vorherigen Studien - Trendverläufe dargestellt und Veränderungen im Alkoholkonsum beobachtet werden. Außerdem wird untersucht, ob Jugendliche und junge Erwachsene durch Informationsangebote zum Thema Gefahren durch Alkoholkonsum und den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol erreicht werden, ob sie den Kampagnen-Slogan „Alkohol? Kenn dein Limit.“ Kennen, ob sie diese Aufklärung akzeptieren und welche Bedeutung das Thema in ihrer Kommunikation mit Freundinnen und Freunden hat.
In der Studie des Jahres 2014 wurde eine für Deutschland repräsentative Stichprobe von 7.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren mit computergestützten Telefoninterviews (CATI) befragt. In der aktuellen Studie wurden zwei methodische Neuerungen vorgenommen. Zum einen wurde bei der Gewichtung der Daten auch die Bildung der Befragten berücksichtigt. Zum anderen wurde die Stichprobe nicht mehr ausschließlich über Festnetztelefonnummern sondern auch über Mobiltelefonnummern gewonnen und über Festnetz- und Mobiltelefon befragt (Dual-Frame-Ansatz).
Alkoholkonsum im Jahr 2014
Auf Grundlage der Dual-Frame-Stichprobe mit Bildungsgewichtung zeigt sich für das Jahr 2014, dass fast siebzig Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen schon einmal Alkohol getrunken haben (67,9 %). Bezogen auf die letzten zwölf Monate sind es rund sechzig Prozent (59,3 %) und mit Blick auf die letzten 30 Tage knapp vierzig Prozent (38,0 %). Regelmäßig - also mindestens einmal in der Woche - trinken 13,2 % dieser Altersgruppe. Bei etwa jedem sechsten Jugendlichen (15,4 %) gibt es in den letzten 30 Tagen vor der Befragung mindestens einen Tag mit Rauschtrinken, also dem Konsum großer Mengen Alkohol bei einer Gelegenheit. Von den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren haben 95,3 % schon einmal im Leben Alkohol getrunken, in den letzten zwölf Monaten neunzig (89,8 %) und in den letzten 30 Tagen gut siebzig Prozent (71,8 %). Ein Drittel (32,5 %) trinkt regelmäßig Alkohol und 37,5 % haben in den letzten 30 Tagen vor der Befragung Rauschtrinken praktiziert.
Männliche und weibliche Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren unterscheiden sich im Alkoholkonsum kaum. Bei 16- und 17-jährigen Jugendlichen gibt es Geschlechtsunterschiede im regelmäßigen Konsum und in der subjektiven Alkoholrauscherfahrung in den letzten 30 Tagen. Die Geschlechtsunterschiede setzen sich ins Erwachsenenalter fort. Junge Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren trinken häufiger, mehr größere Mengen und praktizieren eher Rauschtrinken als die weiblichen Befragten dieser Altersgruppen. In der Gruppe mit türkischem und asiatischem Migrationshintergrund ist die Alkoholerfahrung am geringsten und die Abstinenz am höchsten. Im Alkoholkonsum zeigen sich nur geringe soziale Unterschiede bezogen auf Schulform, Ausbildung, Studium, Erwerbstätigkeit oder Arbeitslosigkeit.
Trends des Alkoholkonsums
Aus Gründen der methodischen Vergleichbarkeit wird für die Bewertung der zeitlichen Trends in 2014 wie in den Jahren 2001 bis 2012 die Festnetzstichprobe zugrunde gelegt. Bei den 12- bis 15-jährigen Jugendlichen verläuft die Entwicklung in den letzten zehn bis dreizehn Jahren im Sinne der Präventionsempfehlungen. Immer mehr 12- bis 15-Jährige verzichten auf Alkohol. Außerdem sind in dieser Altersgruppe auch die riskanteren Formen des Alkoholkonsums rückläufig. Bei den 16- und 17-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren verläuft die jüngere Entwicklung je nach Geschlecht unterschiedlich. Der regelmäßige Alkoholkonsum, der Konsum riskanter Mengen und das Rauschtrinken männlicher 16- und 17-jähriger Jugendlicher und 18- bis 25-jähriger Männer geht seit 2010/2011 zurück. Bei den weiblichen Jugendlichen und den jungen Frauen in diesen Altersgruppen ist das - auf niedrigerem Niveau - nicht der Fall.
Reichweiten, Bekanntheit der Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit.“ und Akzeptanz
Über neunzig Prozent der 12- bis 25-Jährigen werden durch Informationsangebote zu den Gefahren durch Alkoholkonsum erreicht. Es ist gelungen, die Bekanntheit des Kampagnen-Slogans „Alkohol? Kenn dein Limit.“ von sechzig (2010) auf nun über achtzig Prozent (2014) zu erhöhen. Nahezu alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (97,6 %) finden es gut oder sehr gut, dass die BZgA zum Thema Alkohol aufklärt.
Alkohol und das soziale Umfeld
Das Thema Gesundheitsgefahren durch Alkoholkonsum spielt in der gemeinsamen Kommunikation Jugendlicher und junger Erwachsene eine Rolle. 35,6 % sagen, dass sie zumindest gelegentlich mit guten Freundinnen und Freunden darüber sprechen. Mit steigendem Alter nehmen die Wahrnehmung von Alkoholkonsum im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis sowie die Einschätzung, dass die anderen es in Ordnung finden, wenn man selbst Alkohol trinkt, zu.
Fazit
Die alkoholbezogene Prävention steht bei 16- und 17-jährigen Jugendlichen und 18- bis 25-jährigen Erwachsenen vor besonderen Herausforderungen. Zwar gibt es bei 16- und 17-jährigen männlichen Jugendlichen und jungen Männern im Alter von 18 bis 25 Jahren seit 2011 günstige Entwicklungen. Bei den 16- und 17-jährigen weiblichen Jugendlichen und den 18- bis 25-jährigen Frauen hingegen ändert sich der Alkoholkonsum in diesem Zeitraum nicht. Eine der zukünftigen Aufgaben von Prävention wird es deshalb sein, weiter eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber Alkoholkonsum und die kritische Kommunikation in diesen Altersgruppen zu fördern, um Verhaltensänderungen hin zu einem geringeren Konsum zu unterstützten.