Heldengeschichten
- Heldengeschichten - Luis Nadler
- Heldengeschichten - Nicola Ackemann-Achner
- Heldengeschichten - Jörg Fricke
- Heldengeschichten - Florian Drechsler
[Ein Jugendlicher sitzt in einem Sessel und spricht in Richtung Kamera. Während er spricht, sieht man zwischenzeitlich Bildsequenzen, wie er verschiedene Tätigkeiten ausführt.]
[Texteinblendung: „Luis Nadler - hat einer Frau in München das Leben gerettet“]
[Das Logo des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ erscheint.]
(Luis Nadler) Mein Name ist Luis Nadler. Ich habe im November 2022 eine Frau wiederbelebt und ihr somit auch das Leben gerettet.
(melancholische Musik)
[Luis Nadler spaziert mit Kopfhörern in den Ohren eine Straße in einer Stadt entlang.]
[Luis betritt ein Gebäude mit der Aufschrift „Ostbahnhof“.]
[Er geht durch das Gebäude. Er nimmt seine Kopfhörer ab, dreht sich um und schaut in eine Richtung. Er läuft los.]
(Luis Nadler) Das hat so angefangen, dass ich Pause hatte von der Schule. Ich bin dann durch den Ostbahnhof gelaufen, hab mir was zu essen gekauft, hab dabei auch Musik gehört und hab auch die Situation so ein bisschen alles ausgeblendet. Als ich dann oft im Augenwinkel so eine Menschenmenge sah, war ich schon ein bisschen verwirrt, ist es vielleicht eine Schlange vor der Toilette, oder ist es was anderes. Ich bin dann noch ein bisschen weitergegangen, hab mir aber nochmal im Kopf die Situation nachgespielt, was da gerade los war und hab dann realisiert, dass da irgendwas nicht stimmt. Und dann bin ich zurückgelaufen zu der Situation und habe auch gefragt erst mal, was los ist und dass ich von der Freiwilligen Feuerwehr bin. Dann bin ich zu den Leuten hingegangen, die haben mir die Situation geschildert, dass die Frau einfach umgekippt ist. Dann hab ich mich runtergebückt zu der Frau, und habe versucht, sie anzusprechen. Und habe auch geguckt, ob sie atmet und da war auch noch Atmung. Sie hatte die Augen geöffnet.
Ich habe sie in eine stabile Seitenlage gelegt und habe nochmal versucht sie anzusprechen und habe den Passanten dann auch gesagt, ob sie den Rettungsdienst rufen könnten. Dann habe ich auch angefangen, ihren Puls anzuschauen, ob sie noch einen Puls hat und habe in die Augen geleuchtet, ob sich die Pupille bewegt. Das war in dem Fall nicht mehr der Fall. Und genau in dem Moment kamen dann zwei Polizisten in den Raum und die Polizisten haben dann auch direkt die Vitalwerte von der Frau geprüft und haben genau das gleiche festgestellt wie ich. Dass die Frau keine Vitalwerte mehr hat und keine Atmung mehr. Dann habe ich mit einem weiteren Polizisten sofort angefangen, die Reanimation vorzubereiten, während der andere Polizist draußen die Gaffer und Zuschauer wegscheuchte.
Ich habe dann so einen Filter bekommen, in die Hand gedrückt von einem Polizisten, den man auf dem Mund auflegt, um eine bessere Beatmung durchführen zu können. Dann habe ich mit der Beatmung angefangen und der zweite Polizist hat angefangen mit der Herzdruckmassage. Als die Rettungskräfte dann eintrafen mit Feuerwehr, Notarzt und der Rettungsdienst, führten die die Reanimation fort. Und ich wurde dann auch noch befragt, ob es mir gut geht, wie ich jetzt klar komme mit der Situation und ob ich in die Schule gehen kann. Aber ich wurde auch gefragt, wie es genau passiert ist.
Was mich besonders geärgert hat, war, als ich gesehen habe, dass dort Gaffer waren oder auch Leute mit Handys, die die Situation gefilmt haben. Ich finde, in so einer Situation sollte man, wenn niemand da ist, unbedingt natürlich helfen, weil jeder braucht Hilfe in so einer Situation oder einfach weiter gehen, wenn schon Hilfe da ist oder man sieht, dass dort Fachkräfte sind, aber niemals ein Handy draufhalten oder zuschauen, was da gerade passiert.
(melancholische Musik)
[Luis Nadler geht durch ein Fußgängertor an dem ein Tuch hängt mit der Beschriftung „Alles Gute zum Schulanfang“.]
(Luis Nadler) Als ich dann in die Schule eingetroffen bin, war ich erst mal komplett geschockt, weil ich wusste nicht, ob sie überlebt hat oder nicht. Die Schule wurde auch von der Polizei schon informiert. Ich bin dann hoch ins Klassenzimmer und wurde erst mal von den Lehrern gefragt, wieso ich jetzt zu spät bin. Ich habe dann gesagt, gerade eine Frau reanimiert, die haben mir das alle nicht geglaubt.
Ich habe es dann versucht zu erklären, aber ich war so geschockt in dem Moment. Ich habe mich dann doch befreien lassen von der Schule, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe.
[Luis Nadler verlässt ein Gebäude mit der Aufschrift „Privatgymnasium.“ Er steckt sich Kopfhörer in die Ohren.]
(Luis Nadler) Als ich dann aber nach Hause gegangen bin, habe ich einen Anruf bekommen von dem Polizisten, der vor Ort war und dass ich der Frau das Leben gerettet habe. Sie ist noch am Leben und dass ich das wissen sollte. Ich habe mich wirklich sehr gefreut.
[Luis Nadler geht durch eine Stadt. Er sitzt dann auf einer Bank und liest Zeitung.]
[Luis Nadler geht in die Schule. Er betrachtet einen Zettel, der an der Wand hängt. Der Text auf dem Zettel hat die Überschrift: „Der Held vom Ostbahnhof.“]
(Luis Nadler) Einen Tag später ging ich dann wieder in die Schule. Alle haben mich erstmal angesprochen, weil der Artikel von dem, dass ich die Frau gerettet habe, war erst mal in der Lokalpresse und hing dann auch in der Schule. Alle haben mich dann angesprochen, alle waren super stolz auf mich und das hat mich auch noch einmal wirklich sehr gefreut. Zwei Tage später ist sie dann leider doch an einer Vorerkrankung gestorben und es hatte nichts mit der Reanimation zu tun. Aber wenigstens durch meine Hilfe hatte sie halt noch die Möglichkeit sich von Freunden, Familie und vor allem von ihrem Mann zu verabschieden.
[Luis Nadler sitzt am Rande eines Springbrunnens.]
(Luis Nadler) Mich selber dann in der Zeitung zu sehen, den Tag darauf, oder einen Tag später, fand ich einfach nur mega, weil ich wurde als Beispiel genommen, dass man helfen sollte und nicht wegschauen sollte und das ist für mich einfach ein tolles Gefühl.
[Das Logo des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ erscheint.]
[Texteinblendung: „Mit der Aktion ‘Heldinnen- und Heldengeschichten‘ bietet die BZgA Betroffenen die Plattform, ihre individuellen Erfahrungsberichte zu teilen.“]
[Texteinblendung: „Handlungsempfehlungen finden Sie unter: www.wiederbelebung.de/so-gehts, www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien“]
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(verträumte Musik)
[Eine Frau sitzt auf einem Sofa und spricht in Richtung Kamera. Während sie spricht, sieht man zwischenzeitlich Bildsequenzen, wie sie verschiedene Tätigkeiten ausführt und von Gegenständen.]
[Eine Frau schaut aus einem Fenster und betrachtet die Umgebung.]
[Texteinblendung: „Nicola Ackemann-Achner – hat ihr zweijähriges Kind reanimiert“]
[Das Logo des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ erscheint.]
(Nicola Ackemann-Achner) Mein Name ist Nicola Ackemann-Achner und wovon ich berichten möchte, hat sich 1996 ereignet. Wir waren in unserem Ferienhaus in den bayerischen Alpen. Es war an dem Tag, nachdem wir die lange Autofahrt von Hamburg nach Bayern mit unseren vier eigenen Kindern und einem Gast-Kind gefahren sind.
[Nicola Ackemann-Achner betrachtet ein Foto-Album mit Familienbildern.]
(Nicola Ackemann-Achner) Unsere Töchter wollten der mitgebrachten Freundin die Alm zeigen und so einen kleinen Rundgang machen. Und Felix, unser kleiner Sohn, wollte natürlich gerne draußen spielen. Und ich musste unseren älteren Sohn, der schwerstbehindert war, versorgen. Unser Sohn Felix spielte also draußen mit einem Bobbycar.
[Im Foto-Album erscheint das Foto eines Jungen. Ein Bobbycar steht auf einem Holzboden.]
(Kinderstimmen)
(Nicola Ackemann-Achner) Das hörte man auch ganz gut. Das ist eine Holz-Veranda, da machte das Bobbycar auch Krach. Irgendwann habe ich ihn nicht mehr gehört, hab das so registriert und bin sofort hinausgerannt und und da gibt es eben einen kleinen Swimmingpool auf dem Grundstück, da bin ich auch sofort hingelaufen und sah ihn am Grund des Pools liegen und bin dann in den Pool gesprungen und habe ihn herausgeholt und er gab eben kein einziges Lebenszeichen mehr von sich und meine Mutter kam dann dazu, die mich begleitet hatte und hat dann gesagt, du musst ihn beatmen, du musst ihn beatmen. Und das habe ich dann gemacht. Heute weiß ich, dass ich lieber Herzdruckmassage und Beatmung gemacht hätte. Aber gut ist, es hat dann gereicht. Er hat dann nach einer Zeit, ich weiß nicht wie lange mit so einer kleinen Schnappatmung eingesetzt, hat sich erbrochen und dann war auch schon der Rettungsdienst alarmiert.
Es ist dann aus der nahegelegenen Kreisstadt ein Rettungshubschrauber gekommen, mit einem Notarzt und hat dann die Versorgung unseres Sohnes übernommen. Und der ist dann eben mit diesem Helikopter, ist dann mit dem Krankenwagen zum Helikopter gebracht worden, ist danach ins Kreiskrankenhaus da in die Kreisstadt gebracht worden und dort in ein künstliches Koma versetzt worden. Es wurden dann immer allerlei Untersuchungen gemacht, ja wo dann die Ärzte mir zum Teil auch Hoffnung machten. Sie hatten so eine Ultraschalluntersuchung vom Kopf gemacht und dann hatte die Ärztin auch gesagt: Nein, das sieht eigentlich gut aus, aber nichtsdestotrotz wusste man eben nicht: Wacht er wieder auf? Wie wacht er auf? Ist das Gehirn geschädigt worden oder nicht? Das wussten wir eben eine ganze Woche lang nicht, was da passieren würde.
Ich war dann immer im Krankenhaus und habe an seinem Bett gesessen und habe ihm vorgesungen und ihm Bücher vorgelesen, die er gut kannte. Und nach einer Woche hat man dann eben angefangen, vorsichtig diese sedierenden Medikamente auszuschleichen, dass er dann aufwacht. Und das war dann sehr schön, weil da war mein Mann eben auch da, der natürlich dann gekommen war.
[Nicola Ackemann-Achner nimmt ein Buch in die Hand und blickt hinein. Die Textstellen im Buch sind zu sehen.]
(Nicola Ackemann-Achner) Und wir lasen eben ein Buch vor, was er immer schon vorgelesen bekommen hatte und wo er immer an einer Stelle die Sätze vervollständigt hat und der Satz ist dann: Im Keller ist es dunkel, denn die eine Deckenleuchte... Dann hat er immer vervollständigt: "... ist putt". Und ich las das vor und es war an dieser Stelle und er schlug eben die Augen auf und sagte: "Ist putt." Und das war natürlich sehr großartig für uns, dass wir eben dann wussten, er ist wieder da.
(verträumte Musik)
[Nicola Ackemann-Achner geht in einem Park spazieren.]
(Nicola Ackemann-Achner) Und er hat es offenbar ohne größere Schäden überstanden. Das war für uns eine große, große Erleichterung und eine große Freude.
[Nicola Ackemann-Achner lächelt, während sie im Park geht.]
(Nicola Ackemann-Achner) Bei der Reanimation, wenn man auch Angst hat, vielleicht den Menschen zu verletzten, was weiß ich, wenn man eine Herzdruckmassage macht. Ja, es ist immer noch besser, wenn man dem eine Rippe bricht, als wenn man gar nichts tut. Also, das ist wirklich eine ganz wichtige Botschaft, dass die Menschen sich trauen zu helfen und eben auch wissen ihr macht nichts falsch, sondern alles was ihr tut, alles was ihr versucht, hilft dem Menschen. Und ist gut und ist gewollt und sehr, sehr wichtig.
[Texteinblendung: „Mit der Aktion ‘Heldinnen- und Heldengeschichten‘ bietet die BZgA Betroffenen die Plattform, ihre individuellen Erfahrungsberichte zu teilen.“]
[Texteinblendung: „Nationales Aktionsbündnis Wiederbelebung (NAWIB)“]
[Texteinblendung: „Handlungsempfehlungen finden Sie unter: www.wiederbelebung.de/so-gehts, www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien“]
[Die Logos des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ und der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erscheinen.]
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(melancholische Klaviermusik)
[Es erscheint ein großer See, der von Wäldern umringt wird.]
[Motorradfahrer fahren über einen Parkplatz und eine Landstraße entlang.]
[Ein Mann sitzt auf einer Bank und spricht in Richtung Kamera. Während er spricht, sieht man zwischenzeitlich Bildsequenzen, wo er verschiedene Tätigkeiten ausführt.]
[Texteinblendung: „Jörg Fricke – hat versucht, einen Motorradfahrer wiederzubeleben.“]
(Jörg Fricke) Ungefähr vor zehn Jahren. Ich war mit meiner Frau im Harz spazieren. Auf dem Rückweg sind wir dann durchs Okertal gefahren. Vor uns standen ein paar PKWs auf der Straße. Ich habe da natürlich auch anhalten müssen. Dann haben wir festgestellt, dass vor uns ein Motorrad lag und ein Stückchen weiter lag auch ein Motorradfahrer auf der Straße.
[Jörg Fricke betrachtet eine mit Motorrädern und Autos befahrene Landstraße.]
(Jörg Fricke) Die PKW-Fahrer vor mir waren zwar ausgestiegen, standen dann noch aber an der Tür. Ich bin dann auch aus dem Auto raus, hab meiner Frau zugerufen, sie möchte bitte einen Notruf absetzen und bin dann direkt zu dem Verletzten hingegangen. Als ich dann bei dem Verletzten ankam, habe ich mich runter gebeugt und dann lief das eigentlich für mich ab, wie man es mal im Erste-Hilfe-Kurs auch gelernt hat.
[Jörg Fricke steht am Hang eines Hügels und schaut in die Ferne.]
(Jörg Fricke) Ich habe ihn angesprochen, ich habe ihn an der Schulter angefasst, gehofft auf irgendwelche Reaktionen, die kamen dann aber nicht. Also er schien bewusstlos zu sein. Dann habe ich gucken wollen, ob er atmet, hatte aber so eine dicke Jacke an, das war schwer festzustellen und dann hat er auch noch einen Helm aufgehabt. Ja, dann habe ich überlegt, den Puls zu fühlen, aber unter dem Helm war auch das schwierig. Dann habe ich ihm den Helm alleine abnehmen müssen. Dabei muss man halt sehr aufpassen, weil wenn man den Helm abzieht, dass der Kopf nicht auf den Boden schlägt.
[Jörg Fricke sitzt auf einer Bank in der Natur und betrachtet die Umgebung.]
(Jörg Fricke) Habe dann vorsichtig den Helm runter gekriegt. Habe dann noch mal geguckt, ob ein Puls vorhanden ist. Ich habe keinen Puls mehr gefühlt. Dann habe ich die Jacke aufgemacht, versucht zu sehen, ob er noch atmet, aber ich habe auch keine Atmung mehr festgestellt. Ich habe dann sofort die Herzmassage vorbereitet, habe mir also den Brustkorb soweit freigemacht. Und Gott sei Dank kam dann auch gleich noch eine junge Frau an und die hat dann gemeint, ich übernehme die Beatmung. Da war ich schon mal heilfroh.
[Jörg Fricke sitzt auf einer Bank in der Natur und betrachtet die Umgebung.]
(Jörg Fricke) Ich habe dann mit der Herzdruckmassage angefangen und dann bin ich in so eine Routine reingekommen. Ich habe um mich herum eigentlich nichts mehr wahrgenommen. Dann kamen die Rettungssanitäter und der Notarzt. Der Notarzt hat versucht zu intubieren. Ein Rettungssanitäter hat dann gleich einen Zugang gelegt, der Zweite hat ein EKG angeschlossen. Ich wollte dann eigentlich schon aufhören. Ich dachte, für mich ist das erledigt, aber da hat mir eine Sanitäter gesagt: Nein, bitte mach weiter.
(Jörg Fricke) Bis dann irgendwann der eine Sanitäter zu dem Arzt hoch schaute und den Kopf schüttelte und signalisierte: Das ist vorbei, es hat keinen Zweck mehr. Dann habe ich aufgehört, bin aufgestanden, habe mich umgedreht und habe die Unfallstelle dann verlassen.
(melancholische Klaviermusik)
[Jörg Fricke betrachtet eine Landstraße.]
(Jörg Fricke) Die umstehenden PKWs haben natürlich alle erst mal noch gestanden, weil der Stau war ja noch da, sie konnten noch nicht weg. Ein Teil der Leute gehörte wohl auch zu dieser Motorrad-Gruppe. Hinterher ist mir noch bewusst geworden: Okay, dass die nicht geholfen haben, kann ich sogar verstehen, aber von den PKW-Fahrern hätte ich mir eigentlich gewünscht, dass nicht ich als dritter PKW da hinkomme und was mache, sondern dass der Erste sofort geholfen hätte. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit in so einer Situation zu helfen. Das gehört einfach dazu. Ich sage mir immer, ich könnte auch mal irgendwo liegen und dann bin ich heilfroh, wenn da jemand Anderes ist, der mir dann auch zur Seite steht und mir hilft.
[Jörg Fricke geht einen grasigen Hügel hinunter.]
(Jörg Fricke) Also ich habe hinterher natürlich auch mit meiner Frau die ganze Situation noch mal durchgesprochen, weil das ging mir natürlich auch nahe. Mir ist praktisch ein Mensch unter den Händen weggestorben, das nimmt man nicht einfach mal so mit und zuckt mit den Schultern und geht weiter, sondern das berührt einen schon. Aber, und das war für mich das Wichtige, ich habe mir hinterher gesagt du brauchst dir nichts vorwerfen, du hast alles versucht, von der Seite war ich eigentlich froh, dass ich die Initiative ergriffen habe und sofort geholfen habe. Mein Appell an alle da draußen wäre eigentlich wirklich zu helfen. Das Schlimmste ist, nichts zu tun.
(melancholische Klaviermusik)
(Jörg Fricke) Wenn man nur erst mal einen Notruf absetzt, das ist eine Erste Hilfe. Ansonsten eine Herzdruckmassage sollte man sich eigentlich zutrauen können. Schön ist es, wenn man sich wirklich mal wieder für einen Rotes-Kreuz-Lehrgang anmeldet, um einfach mal wieder ein bisschen da reinzukommen. Das kann jeden treffen, in jeder Familie. Man kann immer in so eine Situation kommen, dass man helfen muss und wenn man das dann kann: Ich finde, das ist eine wichtige Sache und ich sehe es fast schon als staatsbürgerliche Pflicht an, sich in der Richtung auch ein bisschen auszubilden.
[Texteinblendung: „Mit der Aktion ‘Heldinnen- und Heldengeschichten‘ bietet die BZgA Betroffenen die Plattform, ihre individuellen Erfahrungsberichte zu teilen.“]
[Texteinblendung: „Nationales Aktionsbündnis Wiederbelebung (NAWIB)“]
[Texteinblendung: „Handlungsempfehlungen finden Sie unter: www.wiederbelebung.de/so-gehts, www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien“]
[Die Logos des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ und der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ erscheinen.]
- Heldengeschichten - Luis Nadler
- Heldengeschichten - Nicola Ackemann-Achner
- Heldengeschichten - Jörg Fricke
- Heldengeschichten - Florian Drechsler
[Ein Mann sitzt an einem Tisch und spricht in Richtung Kamera. Während er spricht, sieht man zwischenzeitlich Bildsequenzen, wie er verschiedene Tätigkeiten ausführt.]
[Der Mann geht aus einem Haus und in Richtung eines Taxis. Das Taxi fährt los. Der Mann fährt das Taxi und schaut in den Rückspiegel.]
[Texteinblendung: „Florian Drechsler – hat in Fürstenfeldbruck einen Mann reanimiert“]
[Das Logo des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ erscheint.]
(Florian Drechsler) Mein Name ist Florian Drechsler. Ich bin 39 Jahre alt und bin seit 17 Jahren Taxiunternehmer in Fürstenfeldbruck. Und eines Tages bin ich zu meinem Stammkunden gefahren, einem älteren Herrn, den ich seit fünf Jahren dreimal wöchentlich zur Dialyse fahre und wieder abhole. Er ist mit seiner Ehefrau und seinem Rollator aufs Taxi zugekommen. Ich bin ausgestiegen und war ihm behilflich beim Einsteigen.
[Florian Drechsler fährt eine befahrene Straße entlang.]
[Florian Drechsler legt einen eingeklappten Rollator in den Kofferraum des Taxis.]
(Florian Drechsler) Und als ich dann den Rollator verladen hatte, habe ich auf einmal gemerkt, wie der Herr nach Luft geschnappt hat und dann auch gleich seine Frau mich panisch herbeigerufen hat. Er ist dann auch schon relativ schnell blau angelaufen und mir war klar, dass irgendwas nicht stimmt. Ich habe dann sofort den Notruf gewählt und habe der Dame am Telefon dann die Situation geschildert.
[Florian Drechsler wählt die „112“ auf einem Smartphone. Er hält das Smartphone an ein Ohr und spricht.]
(Florian Drechsler) Wir sollten ihn dann aus dem Auto rausbringen oder tragen. Seine Ehefrau war mir da auch ein bisschen behilflich. Es war dann aber schwer, weil er schon nicht mehr bei Bewusstsein war. Als er dann aus dem Taxi draußen war, hat die Dame dann mir gesagt, was als Nächstes zu tun ist. Ich hatte das Handy dann auf Lautsprecher und habe es neben den Bewusstlosen gelegt und habe dann angefangen mit der Herzdruckmassage.
[Florian Drechsler geht einen bewaldeten Weg entlang.]
(Florian Drechsler) Die Herzdruckmassage ist dann so gelaufen, dass die Leitstelle mir den Takt im Prinzip vorgegeben hat und immer wieder auch gefragt hat, ob sich schon was tut, ob er sich schon irgendwie regt. Und das Ganze ging dann, ich schätze so vier, fünf Minuten. Da haben wir dann versucht, das Herz wieder zum Schlagen zu kriegen, was dann letztendlich Gott sei Dank auch gelungen ist. Und kurz nachdem er das Bewusstsein wiedererlangt hat, war dann auch schon der Notarzt da. Also ohne die Hilfe von der Rettungsleitstelle, kann ich mir vorstellen, dass diese ganze Situation nicht so gut ausgegangen wäre. Insbesondere weil sie halt sehr besonnen und mich auch beruhigt hat und gesagt hat, ich kann nichts verkehrt machen, ich soll das nach ihren Vorgaben machen. Und das war für mich eine mega große Hilfe.
[Florian Drechsler fährt mit dem Taxi eine Straße entlang.]
(Florian Drechsler) Ich bin nach wie vor mit der Dame in Kontakt. Sie fährt nach wie vor ab und zu mit mir Taxi. Der Herr ist jetzt mittlerweile leider verstorben, aber sie haben sich bei mir mehrmals bedankt, auch in Form von Danksagungen, wie toll die Wochen danach noch waren und wie intensiv sie diese Zeit, die da ihnen geschenkt wurde, einfach genießen konnten.
[Florian Drechsler steht am Taxi und blickt auf einen See.]
(Florian Drechsler) Mein Verhältnis zur Ersten Hilfe hat sich seit dem Tag natürlich geändert. Es ist ein ganz anderes Bewusstsein gewachsen. Man sollte keine Angst haben, dass man hilft, weil man kann in der Situation eigentlich sehr wenig falsch machen, wenn überhaupt was. Und das schadet nicht, wenn man da alle paar Jahre vielleicht mal eine Auffrischung macht und dementsprechend sich da auf einem aktuellen Stand zu halten.
[Texteinblendung: „Mit der Aktion ‚Heldinnen- und Heldengeschichten‘ bietet die BZgA Betroffenen die Plattform, ihre individuellen Erfahrungsberichte zu teilen.“]
[Texteinblendung: „Nationales Aktionsbündnis Wiederbelebung (NAWIB)“]
[Texteinblendung: „Handlungsempfehlungen finden Sie unter: www.wiederbelebung.de/so-gehts und www.grc-org.de/wissenschaft/leitlinien“]
[Die Logos des „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung“ und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erscheinen.]
Inhalt
In den Heldengeschichten zum Thema Wiederbelebung kommen verschiedene Menschen zu Wort, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln persönliche Erfahrungen damit verbinden.
Zielgruppe
Allgemeinbevölkerung
Genre
Erfahrungsbericht
Erscheinungsjahr
2024
Beschreibung
Das Nationale Aktionsbündnis Wiederbelebung (NAWIB) setzt sich dafür ein, das Wissen über Laienreanimation in Deutschland zu erhöhen und zu zeigen: Wiederbelebung ist ganz einfach, jeder kann Leben retten. Wichtig ist, überhaupt zu handeln.
Im Ernstfall genügen wenige Schritte: PRÜFEN | RUFEN | DRÜCKEN
Hinter dem Bündnis stehen zahlreiche Fachgesellschaften und Hilfsorganisationen, die sich für die Laienreanimation einsetzen. Gemeinsam möchten sie mehr Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema schaffen, Informationen bereitstellen und so mehr Menschen dazu bringen, im Ernstfall zu helfen. Zudem unterstützt das NAWIB bundesweit Aktionen zum Thema Wiederbelebung. Das Bündnis wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unterstützt.
Heldengeschichten - Luis Nadler (4:47 min)
Luis Nadler wollte eigentlich nur zurück zur Schule, als er 2022 eine Frau am Berliner Ostbahnhof wiederbelebt hat. Obwohl bereits eine Gruppe Menschen um sie herumstand, hat niemand geholfen. Luis – damals bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv – wusste, was zu tun ist. Seine ganze Heldengeschichte erzählt er hier im Video.
Heldengeschichten - Nicola Ackermann-Achner (4:34 min)
Nach langer Autofahrt endlich am Urlaubsziel: Die Mädchen wollten sich draußen bewegen, der Jüngste, Felix, spielte auf der Terrasse, Nicola Ackemann-Achner musste sich um ihren schwerstbehinderten Sohn im Haus kümmern. Als sie nichts mehr von Felix hörte, lief sie nach draußen … und fand ihn am Boden eines kleinen Swimmingpools. Nicola Ackemann-Achner sprang in den Pool, holte ihren Sohn heraus und begann mit der Wiederbelebung – bis der parallel gerufene Notarzt per Helikopter da war. Ihre Geschichte mit glücklichem Ausgang erzählt uns Nicola Ackemann-Achner hier …
Heldengeschichten - Jörg Fricke (4:26 min)
Als er nach einem Spaziergang mit seiner Frau zum Parkplatz zurückkehrte und nach Hause fahren wollte, bemerkte Jörg Fricke auf der Straße eine Gruppe von Menschen. Ein Motorradfahrer lag am Boden. Jörg Fricke lief hin und merkte sofort – hier war Erste Hilfe notwendig. Er zögerte nicht, prüfte die Vitalfunktionen des verunglückten Motorradfahrers und begann mit der Reanimation. Wie es weiterging, berichtet Jörg Fricke in diesem Video …
Heldengeschichten - Florian Drechsler (3:40 min)
Taxiunternehmer Florian Drechsler wollte wie jede Woche seinen Fahrgast, einen älteren Herrn, in Fürstenfeldbruck zur Dialyse fahren. Doch an dem Tag, von dem uns Florian Drechsler hier im Video berichtet, war nichts wie sonst. Der ältere Herr kollabierte auf dem Rücksitz. Florian Drechsler handelte sofort, wählte den Notruf und leistete dem Herrn Erste Hilfe – erfolgreich. Der Dank dafür bewegt Florian Drechsler noch heute …