Gefahr für Babys durch Schütteln wird unterschätzt
Neues "Bündnis gegen Schütteltrauma"
Köln/Berlin, 04. Dezember 2017. Wenn Eltern für einen kurzen Moment die Kontrolle verlieren und ihr schreiendes Baby schütteln, können sie ihm schwere Schäden zufügen, die zu körperlicher und geistiger Behinderung führen können. Zehn bis 30 Prozent der Kinder sterben sogar an den Folgen eines Schütteltraumas.
Wie hoch der Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung zum Schütteltrauma ist, zeigt eine aktuelle Repräsentativbefragung des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH). Nur 79 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass man Babys niemals schütteln darf. 24 Prozent der Befragten meinen irrtümlicherweise, dass Schütteln einem Baby nicht schade.
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen hat es sich zusammen mit dem „Bündnis gegen Schütteltrauma” zur Aufgabe gemacht, über die Folgen des Schüttelns von Säuglingen und Kleinkindern aufzuklären - im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ).
„Leider kommt es immer wieder vor, dass Babys durch Schütteln schwer verletzt werden, manche sogar sterben. Deshalb ist Aufklärung für Eltern notwendig. Sie müssen wissen, wo sie Hilfe bekommen, wenn sie sich überfordert fühlen“, erklärte Dr. Katarina Barley, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Eltern dürfen in schwierigen Situationen nicht alleine gelassen werden. Deshalb ist die Arbeit des „Bündnis gegen Schütteltrauma“ so wichtig. Ich danke allen Bündnispartnerinnen und -partnern für ihr Engagement.“
Das Wissen über frühkindliche Schreiphasen, die als Hauptauslöser für das Schütteln von Säuglingen gelten, ist in der Bevölkerung gering. Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dem Träger des NZFH, berichtet: „Zwei Drittel der Befragten ist nicht darüber informiert, dass es intensive Schreiphasen im Säuglingsalter geben kann.
18 Prozent der Befragten glauben sogar, dass Babys manchmal nur schreien, um zu ärgern. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern von Babys, die viel schreien, gut informiert sind und wissen, wo sie rechtzeitig Unterstützung finden können.“
23 Verbände, Vereine und Institutionen aus dem Gesundheitswesen, dem Kinderschutz und der Kinder- und Jugendhilfe haben sich dem „Bündnis gegen Schütteltrauma“ angeschlossen.
Durch neue Informationsmaterialien werden den Eltern Wege aufgezeigt, wie sie mit der Situation besser umgehen können. Wichtige Anlaufstellen für Eltern, deren Baby viel schreit, sind die niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte, Frühe Hilfen in den Kommunen sowie (Familien-)Hebammen. Aber auch Wohlfahrtsverbände, Vereine und Kinderkliniken bieten spezielle Beratungsangebote für Säuglinge mit Regulationsproblemen.
Neue Informationsangebote:
Den Flyer und einen Aufklärungsfilm zum Schütteltrauma sowie Adressen von Beratungsstellen finden Sie unter: www.elternsein.info.
Für die Repräsentativbefragung „Bekanntheit und Wissen zu Schütteltrauma und Babyschreien in Deutschland 2017“ wurden 1.009 Personen im Alter zwischen 16 und 49 Jahren im Mai 2017 befragt. Ein Info-Blatt mit ausgewählten Ergebnissen und Hintergrundinformationen zum Schütteltrauma finden Sie hier:
www.fruehehilfen.de/presse-buendnis-gegen-schuetteltrauma oder
www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/nationales-zentrum-fruehe-hilfen
Das Plakat gibt es auch zum Herunterladen unter:
www.bzga.de/presse/pressemotive/nationales-zentrum-fruehe-hilfen
„Bündnis gegen Schütteltrauma“
Folgende Verbände, Vereine und Institutionen sind Mitglieder im „Bündnis gegen Schütteltrauma“:
- Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ
- Berufsverband der Frauenärzte e. V.
- Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V.
- Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e. V.
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e. V.
- Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V.
- Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V.
- Deutsche Gesellschaft für Kinderschutz in der Medizin e. V.
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.
- Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin e. V.
- Deutsche Liga für das Kind e. V.
- Deutscher Hebammenverband e. V.
- Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e. V.
- Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e. V.
- Deutsches Rotes Kreuz e. V.
- Diakonisches Werk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern -
Landesverband der Inneren Mission e. V. - Frauenhauskoordinierung e. V.
- Georg-August-Universität Göttingen, Universitätsmedizin Göttingen,
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Gesellschaft für Seelische Gesundheit in der Frühen Kindheit e. V.
- Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit Brandenburg
- Stiftung SeeYou Familienorientierte Nachsorge Hamburg
- Sozialdienst katholischer Frauen Gesamtverein e. V.
- niversitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosoziale Prävention
Träger des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen ist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut
e. V. Das NZFH wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es unterstützt seit 2007 die Fachpraxis dabei, familiäre Belastungen und Ressourcen früher zu erkennen, bedarfsgerechte Angebote bereitzustellen und die Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu fördern.
(Diese Pressemeldung können Sie als PDF-Datei herunterladen)