Rheinland-Pfalz kooperiert mit bundesweiter Initiative „Trau dich!“ zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs
Landestour des Theaterstücks für Kinder startet im Frankfurter Hof in Mainz
Mainz, 05. Juni 2018. Kinderrechte, körperliche Selbstbestimmung und sexueller Kindesmissbrauch sind die Themen des Theaterstücks „Trau dich!“, das heute in Mainz vor insgesamt rund 240 Kindern und ihren Lehrkräften aufgeführt wird. Das Stück ist zentrales Element der bundesweiten Initiative „Trau dich!“ zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Ziel ist es, Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren über ihre Rechte aufzuklären, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sie zu informieren, wo sie im Falle eines Übergriffs Hilfe finden. Die Schirmherrschaft für Rheinland-Pfalz haben Dr. Stefanie Hubig, Ministerin für Bildung, und Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz, übernommen.
Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Ich möchte, dass jedes Kind erkennt, wann Grenzen überschritten oder Regeln missachtet werden. Damit es weiß: Wenn mich jemand so anspricht oder so anfasst oder wenn ich ein komisches Gefühl habe - dann ist das nicht richtig! Das Stück ‚Trau dich!‘ ist ein gutes Beispiel dafür, wie Präventionsarbeit gelingen kann. Ich werde die Initiative zur Prävention sexuellen Kindesmissbrauchs gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auch in den kommenden Jahren fortführen und dafür die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen, damit auch die restlichen Bundesländer davon profitieren können.“
Für 2018 sind bis zu acht weitere Theateraufführungen in Idar-Oberstein, Pirmasens sowie im Westerwald und in der Eifel geplant, mit denen die Initiative ca. 3.000 weitere Kinder aus den Klassen 5 und 6 direkt erreichen wird. Um auch die Eltern und pädagogischen Fachkräfte anzusprechen, werden für etwa 200 Lehrkräfte der beteiligten Schulen rund acht Fortbildungsveranstaltungen angeboten sowie Informationsabende für Eltern durchgeführt.
„Wir müssen alles tun, um Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen. Besonders der Prävention in der Schule kommt hierbei eine wichtige Bedeutung zu. In Rheinland-Pfalz gibt es deshalb neben der Kooperation mit ‚Trau dich!‘ bereits eine ganze Reihe von Maßnahmen. Über die Prävention hinaus wollen wir unsere Lehrkräfte aber noch stärker für das Thema sensibilisieren und ihnen Unterstützung bieten, wie sie behutsam und professionell mit ihren Schülerinnen und Schülern und deren Angehörigen umgehen können. Dabei hilft auch die wichtige Initiative des Bundesbeauftragten, an der sich Rheinland-Pfalz seit dem vergangenen Jahr beteiligt“, so Dr. Stefanie Hubig, Bildungsministerin des Landes Rheinland-Pfalz.
„Auch in Rheinland-Pfalz werden jeden Tag Kinder Opfer von Gewalt. Meist erzählen die betroffenen Kinder keinem etwas von den Übergriffen, da sie oft von Menschen aus ihrem privaten Umfeld begangen werden. ‚Trau dich!‘ soll Mädchen und Jungen den Mut geben, sich selbstbewusst zu äußern, egal, woher der Übergriff kommt. Dabei ist wichtig, dass man Eltern für diese Thematik sensibilisiert und die Kinder bei Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern Unterstützung finden. Denn sie haben ein Recht auf ihre körperliche Selbstbestimmung und darauf, diese einfordern zu können. ‚Trau dich!‘ ist dafür ein tolles Projekt, und ich freue mich sehr, dass wir es nun auch hier in Rheinland-Pfalz haben“, sagt Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz.
Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), betont: „Unsere langjährigen Erfahrungen zeigen, dass wir mit der Initiative Kinder, Eltern und Schulen erreichen - und zwar nachhaltig. ‚Trau dich!‘ bestärkt Mädchen und Jungen darin, sich jemandem anzuvertrauen, wenn ihnen Dinge widerfahren, die sich nicht ‚richtig‘ anfühlen und Ängste hervorrufen. Da Kinder in solchen Situationen aber nicht alleine gelassen werden dürfen, binden wir Eltern und Lehrkräfte aktiv über Elternabende, Fortbildungen und Infomaterial ein. Denn sie tragen die Verantwortung, Kinder über sexualisierte Gewalt aufzuklären und sie davor zu schützen.“
Rheinland-Pfalz ist nach Schleswig-Holstein, Sachsen, Baden-Württemberg, Hessen, Hamburg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin das neunte Bundesland, das mit der Bundesinitiative „Trau dich!“ kooperiert. Dazu beginnt heute mit der Premiere des Theaterstücks die Tour durch Rheinland-Pfalz.
Bundesweit wird die Initiative über 2018 hinaus fortgeführt. Dadurch können bei Bedarf weitere Aufführungen in Rheinland-Pfalz umgesetzt und neue Bundesländer als Kooperationspartner hinzu gewonnen werden. Die BZgA arbeitet bei der Umsetzung eng mit den zuständigen Ministerien der Bundesländer und mit weiteren Partnern zusammen.
Die ARD-Moderatorin Caren Miosga unterstützt die Initiative „Trau dich!“ als Botschafterin. Sie sagt: „Als Mutter weiß ich, wie schwierig es sein kann, für das Thema Missbrauch die richtigen Worte zu finden. Genau hier hilft die Initiative ‚Trau dich!‘. Eltern erfahren, wie sie mit ihren Kindern offen über Gefühle, Grenzüberschreitungen und sexuellen Missbrauch reden können. Das stärkt das Selbstbewusstsein unserer Kinder - und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich eher jemandem anvertrauen.“
Alle Eltern erhalten vor den Aufführungen Informationen über das Theaterstück und Hinweise für das Gespräch mit ihren Kindern. Für sie bietet die Initiative „Trau dich!“ einen Eltern-Ratgeber an.
Die Lehrkräfte und Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe bilden sich durch auf sexualisierte Gewalt spezialisierte Fachberatungsstellen vor Ort weiter. In einem eigens für sie entwickelten Methodenheft erhalten sie Anregungen zur Vor- und Nachbereitung des Theaterstücks.
Broschüren mit dem Titel „Du bist stark!“ für Mädchen und Jungen motivieren die Kinder, den eigenen Gefühlen zu vertrauen und sich an eine Vertrauensperson zu wenden.
Für die niedrigschwellige Beratung und Hilfe kooperiert die BZgA mit der kostenfreien, bundesweiten „Nummer gegen Kummer“ (116111), einem Beratungstelefon für Kinder und Jugendliche.
Hintergrundinformation: Im Jahr 2017 gab es 581 aktenkundig gewordene Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern in Rheinland-Pfalz. Damit hat sich die Zahl der bekannt gewordenen Fälle im Vergleich zum Vorjahr verringert. 2016 waren es noch 697 Fälle. (Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Rheinland-Pfalz)
Tourplan des Theaterstücks „Trau dich!“ in Rheinland-Pfalz
(Stand 06/2018):
Idar-Oberstein: 06. Juni 2018
Altenkirchen (Westerwald): 30. Oktober
Daun: 27. November 2018
Pirmasens: 28. November 2018
Pressefotos stehen bereit unter:
www.bzga.de/presse/pressemotive/praevention-des-sexuellen-kindesmissbrauchs/
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/
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