Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet den Kongress Armut und Gesundheit 2023
Berlin, 21.03.2023. Der Kongress Armut und Gesundheit – Der Public Health-Kongress in Deutschland geht in die zweite Runde. Der digitale erste Teil fand am 6. und 7. März statt, heute und morgen finden sich Teilnehmende aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Zivilgesellschaft im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin zusammen, um diesmal in Präsenz über soziale Determinanten der Gesundheit zu sprechen und wirksame Strategien zur Verbesserung gesundheitlicher Chancen in Deutschland zu diskutieren.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnete den Kongress. Er richtete sich an die Teilnehmenden mit den Worten: „Sie schauen dorthin, wo das Scheinwerferlicht selten hinfällt. Wo Menschen nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Ich bin heute gern zu Ihrem Kongress gekommen, auch um Ihre anspruchsvolle, schwierige und leider so notwendige Arbeit sichtbarer zu machen – vor allem aber, um Danke zu sagen. Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit und Ihr Engagement!“
Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität Berlin, reflektierte die Rolle der Wissenschaft in diesem Themenfeld: „Die Abwärtsspirale aus sich gegenseitig bedingender Armut und fehlender Gesundheitsabsicherung zu durchbrechen, muss Ziel von Politik, Gesellschaft und auch der Wissenschaft sein.“ Er führte weiter aus: „Die Rolle der Universitäten im Zusammenhang mit Armut und Gesundheit: Einerseits Forschung zum Thema, mindestens genauso wichtig andererseits die Absicherung von Menschen durch Bildung.“
Im Anschluss daran erörterte Prof. Dr. Gerhard Trabert vom Verein Armut und Gesundheit e. V.: „Armut und ihre Auswirkungen, insbesondere auf den Gesundheitszustand, als eine Realität in Deutschland sind immer noch nicht wirklich bei den politischen Entscheidungsträgern angekommen. Gerade in den letzten Jahren“, so Trabert, „hat Armut wieder zugenommen und dies liegt insbesondere an gesellschaftlichen Unrechtsstrukturen, Partizipationsbenachteiligungen und unsozialen finanziellen Verteilungsregelungen. Armut macht krank und Krankheit macht arm und das darf in den bestehenden Dimensionen nicht akzeptiert werden. Armutsbekämpfung muss zu einem politischen Querschnittsthema werden.“
Der Kongress Armut und Gesundheit thematisiert seit mittlerweile 28 Jahren die gesundheitlichen Folgen von Armut. Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. (HAGE), fokussierte auf die Rolle von Gesundheitsförderung und Prävention: „Die Reduzierung gesundheitlicher Ungleichheit gehört zu den Kernaufgaben von Public Health. Public Health muss deshalb darauf zielen, die Lebensverhältnisse – im Sinne von Health in All Policies – gesundheitsförderlich zu verändern. Dazu gehört auch, für die Berücksichtigung von gesundheitlicher Chancengleichheit anwaltschaftlich einzutreten und die gesundheitlichen Interessen außerhalb des Gesundheitssektors, z. B. in der Sozialpolitik, zu vertreten.“
Auch Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), war das Mitdenken von Gesundheit in allen Politikbereichen ein besonderes Anliegen: „Um spürbare Erfolge in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention zu erzielen, ist es wichtig, Health in All Policies als Ansatz strukturell zu verankern. Das erfordert die Koordination und Vernetzung zwischen allen relevanten Akteuren. Der Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit leistet hierzu einen wichtigen Beitrag, da er gemeinsam mit 75 Partnerorganisationen seine Expertise und Kompetenz einbringt, um gesundheitliche Chancengleichheit intersektoral voranzubringen.“
Stefan Pospiech, Geschäftsführer von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V., ergänzte die Diskussion um Ausführungen u.a. zur Novellierung des Präventionsgesetzes, welches vergangene Woche vom Bundestag beschlossen wurde: „Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die öffentliche Gesundheit ist. Das hat politisch einiges in Bewegung gebracht, um diesen Bereich zu stärken: sei es der Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst oder die Novellierung des Präventionsgesetzes. Wichtig ist nun, dass diese einzelnen Reformvorhaben in eine Public Health-Strategie gefasst werden, die sowohl die Determinanten von Gesundheit wie Armut, Umwelt, Bildung adressiert, als auch auf die gesundheitlichen Folgen der Krisen reagiert.“ Der Kongress mache viele Probleme sichtbar, aber auch viele wirksame Programme und Projekte der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. „Herausforderung ist,“ so Pospiech, „diese gerade aufgrund der gesundheitlichen Auswirkungen der Krisen zu verstetigen und auszubauen und nicht dem Rotstift zum Opfer fallen zu lassen.“
Ausgerichtet wird der seit 1995 stattfindende Kongress von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. Mitveranstalter sind die Deutsche Gesellschaft für Public Health (DGPH) e. V., die Berlin School of Public Health (BSPH) und die Freie Universität Berlin. Zahlreiche Partner*innen unterstützen den Kongress Armut und Gesundheit. Im Verlauf von insgesamt vier Kongresstagen werden mehr als 100 Veranstaltungen ausgerichtet. 2.000 Teilnehmende nehmen insgesamt am Kongress teil, mehr als 500 Referierende bringen sich inhaltlich in die Kongressgestaltung ein.
Presseinformationen: www.armut-und-gesundheit.de/presse
Der Livestream der analogen Eröffnungsveranstaltung findet sich unter https://youtube.com/live/FU9KTF20fgo?feature=share
Pressekontakt: Marion Amler, amler(at)gesundheitbb.de
Der Kongress Armut und Gesundheit ist presseöffentlich.
Kongress Armut und Gesundheit – Der Public Health-Kongress in Deutschland
Motto 2023 „gemeinsam Wandel gestalten“
Datum und Ort: 21./22. März 2023 am Henry-Ford-Bau der Freien Universität in Berlin-Dahlem
Veranstalter: Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. und zahlreiche Partner*innen
Webseite: www.armut-und-gesundheit.de
Twitter: https://twitter.com/Kongress_AuG
Podcast: www.armut-und-gesundheit.de/podcast
Nachfragen: kongress(at)gesundheitbb.de, (030) 44 31 90 73
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